Die älteste Schweizerin kehrt heim

Die wohl einzige “Überlebende“ ihrer Art

Eine Reise über 150 Jahre und eine lange Suche finden ein glückliches Ende.
Mit der bisher einzigen erhaltenen Nähmaschine des Modells REBSAMEN NR.1, der ältesten Schweizer Nähmaschine, hat ein früher Zeuge der Technikgeschichte der Schweiz und des Zürcher Oberlandes den Weg zurück in die alte Heimat und einen Ehrenplatz im Nähmaschinen-Museum in Dürnten gefunden.

Ein toller Beitrag ist auf der Wissenschaftsplattform higgs.ch zum Willkommensanlass am 21.-23.09.2018 erschienen - ein grosses Merci an Beat und Monika Glogger

Gibt es sie – oder doch nicht?

Für lange Zeit der einzig verbleibende Beleg für die "verschollene" Maschine.

Es gibt sie leider nicht...
Vom ersten REBSAMEN-Maschinen-Modell war lange Zeit nur eine alte Photographie erhalten geblieben. Dieses Bild zeigten die Inhaber des Nähmaschinen-Museums immer wieder während Führungen im Museum. Oft machten sie dabei den Hinweis, dass ihnen ein grosser Wunsch in Erfüllung gehen würde, wenn jemand beim Dachboden-Aufräumen diese Maschine finden und dann an das Nähmaschinen-Museum weitergeben würde.

Es gibt sie vielleicht doch...
Dass sie den Anfang des Such-Fadens sogar im eigenen Haus finden würden, hätten Sie sich nicht zu träumen gewagt. Roni Schmied, einer der Museumsleiter, hat als 11 jähriger Junge begonnen Nähmaschinen zu sammeln. In der berühmten unteren Schublade des Schreibtisches fand er ein Foto, das ihn in Teenagerjahren bei einem Besuch einer Nähmaschinesammlung zeigte. Das Bild war schon fast auf dem Flug Richtung Papierkorb, als dem nun erwachsenen und professionellen Blick etwas auffiel: die kaum erkennbare Maschine in der Ecke des unscharfen Bildes könnte es sein, dass da ein Modell der ersten Rebsamen-Maschine zu sehen war. Eine Lawine von Fragen kam ins Rollen: Wenn es denn wirklich eine Rebsamen NR 1 wäre, dann würde es sich um das einzig erhaltene Modell handeln, wo könnte die Maschine aus dieser längst aufgelösten Sammlung nun sein? Hat sie vielleicht jemand unwissentlich in der Zwischenzeit entsorgt? Und immer wieder die Grundsatzfrage, ist es sie wirklich oder ist es nur Wunschdenken?

Die Suche beginnt...
Nun begann die mehrere Jahre dauernde Suche. Mit Nachforschungen, mit unzähligen Gesprächen, Telefonaten, Briefen und Emails versuchten die Betreiber des Museum die Spur dieser alten Sammlung und hoffentlich der gewünschten Maschine über mehrere Besitzer der letzten Jahrzehnte nachzuvollziehen. Viele der Wege führten in Sackgassen oder verliefen sich im Sand aber sie wollten den einmal aufgenommenen Such-Faden nicht abreissen lassen.

Es gibt sie!
Anfangs 2018 dann die kaum noch erhoffte Erfolgsmeldung: die Maschine existierte tatsächlich und mehr noch, der Besitzer war bereit, sie dem Nähmaschinen-Museum zu verkaufen.
Die mehr als 150 Jahr dauernde Reise war nicht spurlos an der "ältesten Schweizerin" vorbei gegangen. Aber wie es einer berühmten alten Dame zusteht, wurde in den folgenden Monaten kein Lifting, sondern mit grossem Aufwand vieles der ursprünglichen Schönheit erhalten und wieder zum Vorschein gebracht.

Sie ist da!

Die älteste „Schweizerin“

Frau Rebsamen-Pfister, Ehefrau des Firmengründers, coloriertes und nachbearbeitetes Bild ~1920

Mit der "ältesten Schweizerin" ist nicht die Dame auf dem Plakat gemeint, obwohl sie in dieser Geschichte eine wesentliche Rolle gespielt hat: Ihr Ehemann, Albert Rebsamen, hat die älteste in der Schweiz hergestellte Nähmaschine 1864 in Hadlikon/Hinwil gebaut. Frau Rebsamen-Pfister hat ihn dabei unterstützt, indem sie die Bücher des kleinen Unternehmens geführt hat, die Nähmaschinen zum Teil mit Ross und Wagen ausgeliefert und die neuen Besitzer in deren Anwendung geschult hat.

ALBERT REBSAMEN-PFISTER (1842-1921) gründete 1864 in Hadlikon seine Nähmaschinenfabrik.
Das erste Modell, eine Eigenkonstruktion und somit die älteste in der Schweiz hergestellte Nähmaschine, stellte er nur für kurze Zeit und in einer sehr kleinen Serie her. Er konnte als Kleinbetrieb gegen die grosse Konkurrenz aus dem Ausland nicht bestehen. So passte er sein Geschäftsmodell an und wurde schliesslich erfolgreicher Importeur und Händler anderer Produzenten. Im Jahr 1880 zog die Firma nach Rüti ZH um und existierte dort bis 1971.