... in "erweitertem" Nähmaschinenwissen
Oft werden die aufwändigen und schönen Furnierarbeiten auf den Holzelementen von alten Nähmaschinen bewundert.
Furnier ist eine dünn geschnitteten Holzschicht - oft von einer kostbaren Holzart - mit der ein Grundbrett - oft einer günstigeren Holzart - beklebt und so "aufgewertet" wurde.
Wenn ein Baum quer durchgeschnitten wird, entsteht normalerweise ein rundes Bild mit den konzentrischen Jahrringen und dem Kern in der Mitte, wenn der Stamm längs geschnitten wird, entstehen Bretter oder Funiere mit der typischen Längsmaserierung, je nach Holzart und Anzahl der Seitenäste.
Es gibt aber einen Spezialform, die vor allem bei kostbarem Nussbaum- und Mahagonyholz gesucht und verwendet wird, die eine sehr schöne und ausdrucksstarke Zeichnung im Funier ergibt: man benutzt dabei ein sogenanntes Pyramidenstück.
Stellen sie sich vor, ein Stamm eines Baumes teilt sich während seine Wachstum in zwei Stämme auf. Wenn sie nun das Holzstück direkt unter der Teilung anschauen (Bild 1, Quelle: R.Stähli/Holzkunde), teilt sich dort der Kern des Stammes von einem Zentrum in zwei neue Kerne weiter oben. Horizontal geschnitten ergäbe es ein Bild mit einem Kreis mit einem Zentrum und umliegenden Jahrringen zu weiteren Bildern - je nach Höhe, - ähnlich einer liegeneden Acht, mit zwei Zentren. Wenn in diesem Bereich nun das Holz längs und dünn geschnitten wir, gibt es sogenannten "Pyramidenfurnier". Die Maserung im Holz ist dann sehr lebendig und dekrorativ in den verschiedensten Formen einer auf der Spitze stehenden Pyramide (Bild 2, Quelle: NMM).
Weil eindringende Feuchtigkeit bei sich teilenden Stammen in der Mitte oft dazu führt, dass genau in dieser Stelle das Holz fault, ist Furnier aus diesem speziellen Stammteil sehr kostbar.
Wenn sie sich jetzt noch vorstellen, dass zwei dieses Pyramiden-Furnierholz-Blätter gespiegelt zueinander auf die Unterlage verleimt werden, dann entstehen diese wunderbaren Maserungszeichnungen von viereckigen Stern-Formen mit Kämmen und Strahlen. (Bild 3, Quelle: NMM)
Zurück zu den Nähmaschinen: Wenn beim Kauf einer Nähmaschine in den frühen Jahren das Geld keine Rolle spielte und Luxus und Status im Vordergund standen, konnte man Maschinen in prunkvollen Kabinett-Holzmöbeln anstatt mit gusseisernen Gestellen kaufen. Und wenn es dann noch eine Schippe luxuriöser sein sollte, dann war dieses Möbel aus kostbarem Mahagonyholz - und als "Luxus-Tüpfelchen" - vielleicht sogar noch mit Payramiden-Mahagony-Furnier: wie zum Beispiel auf diesem Luxusmöbel einer Wheeler&Wilson-Maschine, bei dem Sie bei Ihrem nächsten Besuch im Museum vielleicht nicht nur die Maschine, sondern nun auch das wunderschöne und kostbare Holz bewundern (Bild 4, Quelle: NMM)